Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

*

 

 

Müritz 75km

23.08.2014

 

Das Highlight für 2014: mein erster Ultra. 75 km rund um die Müritz. Deutschlands größtem Binnensee. Wunderschön gelegen in Mecklenburg Vorpommern.

 

Die Vorbereitungen liefen holperig. Der Rennsteig hatte mir mehr abverlangt, als gedacht. Der Plan war eigentlich den Rennsteig mal eben aus dem Training heraus zu traben. Da aber Anfang des Jahres mein Knie plötzlich das ganz große Zicken begann, ließ sich dieser Plan leider nicht verwirklichen. Aber der Rennsteig lief und ich stieg dann ins Training für Müritz ein. Mittendrin plötzlich massive Probleme mit den Abduktoren. Zwangspause, dann vorsichtiger Einstieg. Als es wieder lief, wurde ich von einem Autofahrer vom Rad geschossen. Ich gewinne langsam den Eindruck, dass, umso größer das Projekt ist, umso holperiger die Vorbereitung läuft.

 

Schlussendlich stand ich aber am Samstagmorgen mit Matthias im Startbereich.

Es ging ein fieser kalter Wind. Als ich Startblock stand und die üblichen Reden gehalten worden sind, fragte ein Teilnehmer neben mir, ob es schon mal die Schlagzeile gegeben habe, dass jemand im Startblock erfroren wäre. War schon etwas skurril. Schließlich hatten wir Ende August. Ich hatte mich für den Schichtenlook entschieden. Da ich Matthias auf der Stecke ein paar mal treffen sollte, konnte ich mich dann entblättern.

 

Der Startschuss ging los und das kleine Feld setzte sich angenehm langsam in Bewegung. Es ging aus Waren raus und in ein wunderschönes Naturschutzgebiet rein. Wirklich traumhaft. Mückenspray bitte nicht vergessen.

 

Im Training hat sich das 20/1 Prinzip bewährt. Also 20 min. traben, eine Minute gehen. Das zog ich auch hier konsequent durch, obwohl es sich schon komisch anfühlte in einem zu Anfang noch ziemlich geschlossenen Teilnehmerfeld bereits den Anker zu werfen.

 

Km 26

erstes Treffen mit Matthias. Verpflegung aufgefüllt, Weste ausgezogen.

 

Ab km 35 fing es an schwer zu werden. Ich kenne das schon aus den langen Trainingsläufen. Die schwersten sind bei mir immer ab 35 bis ca. 43. Egal, was ich hinter her noch laufe. Diesmal war es arg. Zusätzlich war die Strecke hier nicht wirklich schön. Die Krönung bildete eine schnurgerade Landstraße ohne Seitenstreifen oder Fußweg. Inzwischen war die Sonne raus gekommen und am Horizont sah man eine Kirchturm. Da sollten wir wohl hin.

 

Km 46

Treffen mit Matthias. Ich hing voll in den Seilen. Das Hauptproblem waren rasende Kopfschmerzen. Beim dortigen Versorgungsstand gab es erstmal einen nassen Schwamm in den Nacken. Matthias war ziemlich erschrocken. Als ich später die Fotos sah, konnte ich es verstehen. Ich sah schon besser aus... Verpflegung aufgefüllt und entschieden, dass ich erstmal weiter gehe und Matthias mich noch vor dem eigentlich vereinbarten Treffen an km 65 trifft.

 

So ging ich also erstmal ein ganzes Stück. Irgendwann fühlte ich mich eigentlich wieder ganz gut aber ich konnte mich nicht aufraffen wieder anzutraben. In den Moment sprach mich ein Mitläufer aus Berlin an. Er fragte, ob ich vielleicht ein Gel brauche. Sagte ihm dann, dass ich eigentlich nur jemanden brauche, der mir in Hintern tritt, dass ich wieder antrabe. Er grinste und meinte: „Nee, der ist zu nett, da trete ich nicht rein.“ Besten Dank, das war Motivation genug! So trabten wir eine Weile gemeinsam bis er mich vor schickte, da mein Tempo doch etwas höher war, als seines.

 

Nach 10 km hatte sich Matthias noch mal aufgestellt. Ich trabte an ihm vorbei. Ich hatte meinen Tiefpunkt überwunden. Jippieh!

 

Ich konnte meinen 20 min. Takt einhalten, wobei ich die Pausen nach Bedarf verlängerte. Zwischendurch noch ein netter Smalltalk mit einem Läufer und seiner ihn mit Rad begleitenden Freundin.

 

Km 65

ein letztes Treffen mit Matthias. Die Stimmung war gut, weiter geht’s. Jetzt hält mich nichts mehr auf. Takt beibehalten und dem Triumph entgegen. Seit km 46 war der Weg übrigens auch wieder recht schön. Teils führte er direkt an der Müritz entlang, durch Wald und über Felder.

 

Es führte weiter nach Waren durch Wald, Campingplätze und Kleingartensiedlung. Eine letzte Gehpause und dann auf zum Finale. Die Stimmung gut, das Fahrgestell spielte mit. Der Zieleinlauf erforderte nochmal Konzentration. Lediglich die letzten 50 m konnten abgesperrt werden. Vorher musste man sich durch Fußgänger, Radfahrer und verirrte Autofahrer schlängeln. Einen Zusammenstoß mit einer Radfahrerin konnte ich nur noch durch einen beherzten Sprung zur Seite verhindern. Das wäre es noch geworden. Wieder ein Radunfall, nur diesmal anders.

 

Hinter der Ziellinie stand Matthias. Er hat es tatsächlich geschafft. Es wurden bereits Wetten abgeschlossen, ob er es diesmal wirklich schafft, da er bisher jeden meiner Zieleinläufe knapp verpasst hat. Aber da stand er. Kamera im Anschlag und gleichzeitig jubelnd. Mein erster Ultra.

 

Fakten: auf der Ultra-Strecke starteten 130 Teilnehmer, von den 117 finishten, außerdem wird ein Teamlauf angeboten (acht Teilnehmer je Team) und einen Städtelauf über 26,5 km

Die Strecke ist sehr flach, zumeist Asphalt oder gut befestigte Wander- Feld- und Waldwege, einige km sind etwas schmalere, unebenere Waldwege, die aber sehr gut zu belaufen sind. Von der Müritz sieht man nur am Ende etwas mehr, ansonsten führt der Weg durch ein wunderschönes Naturschutzgebiet und diverse kleiner Ortschaften. Leider lässt es sich wohl nicht völlig vermeiden, dass man auch auf Landstraßen ohne Fußgänger- oder Radweg laufen muss. Bei mir fiel dieser Abschnitt prompt in meinen körperlichen Tiefpunkt, dass machte es nicht besser, muss aber akzeptiert werden. Ansonsten ist der Lauf von seinen familiären Charakter geprägt. Hier und da ein Schild mehr auf dem Weg wäre schön. Wenn man so ganz einsam vor sich hin trabt, nagt dann doch der Zweifel, ob man noch richtig ist. Bei Landschaftsläufen ist es üblich, dass es keinen Zuschauermassen gibt, wer also Stadtmarathons wegen ihres Trubels liebt, ist hier falsch. Für mich ist es genau das Richtige.

Die Versorgungsstände sind nach Langstreckenrichtlinien mit Wasser, Iso, Cola, Salz, Obst und Schokolade ausgerüstet und werden sehr nett betreut.

 

Mein Ziel war mit Spaß und heilen Knochen um die Müritz zu kommen, die Zeit war mir egal, hatte aber mit 9 Stunden plus x gerechnet. Am Ende waren sind 8:26 Std. geworden.

Cookie-Regelung

Diese Website verwendet Cookies, zum Speichern von Informationen auf Ihrem Computer.

Stimmen Sie dem zu?